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Minigeschichten von den Philippinen
Zuerst mal eine kleine Aufklärung: In der vorherigen Geschichte über RCPI habe ich bei den Morsezeichen, im Morsecode das Wort Esel did-dididid-did-didahdidid eingegeben, das einzige Wort neben SOS das ich in Morseschrift kenne. 

Nun möchte ich eine neue Geschichte aus dem Jahr 1986 erzählen.


Der Goldrausch in Malinao


Teil 1 Anreise

Im November 1986 waren meine Frau und ich auf Dinagat um wie es hier ueblich ist am all Saints und all Souls Day zum Gedenken der Toten teilzunehmen. Chris, ein Schweizer Bekannter mit seiner Freundin waren mit uns gekommen. Wir kamen am 31. Oktober an und es war bereits dunkel als das Boot anlegte. Das war fuer mich mein erster Besuch im Heimatdorf meiner Frau und ich fuehlte mich etwas unwohl als ich ins Wohnzimmer gesetzt wurde, meine Frau mit ihrer Mutter im Zimmer verschwand und ich umringt war von zig kindern, die mich alle bestaunten und auch versuchten anzufassen, war ich doch der erste "Weiße" der in ihr Dorf gekommen war. Ohne Chris waere mir wohl mulmiger gewesen in dieser fuer mich fremden Situation.

Es gab noch keinen Strom damals und so war das Wohnzimmer nur im Daemmerlicht der kleinen Kerosinlampe, und wo ich hinschaute sah ich Kinder.

Am naechsten Morgen bereitete meine Frau alles fuer das Lesen einer Messe vor und ich ging im Dorf spazieren wo ich von vielen Einwohnern angestarrt wurde.

Die Feierlichkeiten erstaunten mich dann doch in diesen zwei Tagen, insbesondere das "Feiern" auf dem Friedhof mit essen trinken und sogar singen mit Gitarrenbegleitung. Später lernte ich dann, dass auch Musik gespielt wurde, einige spielten Karten und man ließ im allgemeinen den Herrgott einen guten Mann sein.

An diesem Abend hoerten wir zum erstenmal von dem Goldrausch in Malinao auf eben dieser Insel und das interessierte mich brennend. Auch Chris war sofort Feuer und Flamme für meine Idee dort hinzugehen. Also fragte ich ob wir dahin gehen koennten. Man sagte mir es sei sehr weit zu laufen und ich wuerde das nicht schaffen.(man traute mir als Langnase sowas nicht zu) aber ich bestand darauf und so wurde am naechsten Tag alles vorbereitet, da man ja dort eine "Huette" bauen musste. Alte Plastikfolien wurden eingepackt, alte leere Reissaecke ebenso und die Verpflegung vorbereitet.

Am naechsten Morgen zogen wir also los....wir waren sieben: zwei Schwaeger, Elena, eine Cousine meiner Frau sowie Mario ein Cousin und der Schweizer Chris - unsere Frauen waren in Paniog geblieben - da sie sich den Marsch nicht antun wollten. Malinao liegt in den Bergen noerdlich vom Gaas Inlet unweit des Pacifics. Unser erstes Ziel war Imelda, ein Dorf am Ufer des Gaas Inlets. Wir wanderten los und schon nach einer halben Stunde kam das erste Hindernis, ein ca 200 Meter langer Holzsteg ueber einen Sumpf hinweg. Das waren einfach nur einfache relative duenne Rundhoelzer die in den boden gerammt worden waren und mit Brettern die gerade mal 15-20 Zentimeter breit waren oben drauf. Beim rueber balanzieren fuehlte ich mich absolut unwohl, aber ich kam an der anderen Seite an ohne dabei in den Sumpf zu fallen, obwohl ich zweimal doch schon bedenklich schwankte. Das naechste Dorf war Sering und von dort an ging es nun steil berg-an.

Überall sah man Stuempfe von gerodeten Urwaldriesen und auch Spuren von Brandrodung. Baeume gab es in der Ecke keine, sondern nur Cogon- und Bugang Gras. Die Landschaft war eher langweilig fast schon trostlos mit den vielen Flecken von roter Erde.

Nachdem wir fuer etwa drei Stunden gewandert waren, machten wir an einem kleinen Sarisari Store entlang des Weges Rast.  Die Auswahl im Store war wohl einer der kleinsten Einkaufsmöglichkeiten, die ich je gesehen habe. Ein paar Candies, Skyflakes, abgepackte Soya Sosse in winzigen Beutelchen und ein paar andere Kleinigkeiten.

Wir wanderten weiter und kamen gegen zwei uhr in Imelda an. Insgesamt waren wir wohl fuenf Stunden gelaufen und hatte gute 20 Kilometer zurueck gelegt. In Imelda wurde ein Verwandter besucht und der hatte sich uebelst einige Tage vorher den Daumen verbrannt und nun eiterte alles. Ich packte meine Reiseapotheke aus und machte die Wunde unter Verwendung von Jod sauber. Da ich keine Antibiotika dabei hatte, gab ich ihm die Hälfte des Jodes ab und sagte, er solle seinen Daumen mehrmals taeglich drin baden.

In der Zwischenzeit hatte man ein Boot organisiert den Preis ausgehandelt und wir fuhren los ins Gaas Inlet hinein, ein fjordaehnlicher Meeresarm, der auch gerne von Fischerbooten als Taifunhafen verwendet wird.

Nach zweistuendigem Paddeln kamen wir dann in Malinao an und mussten nun den Berg hochsteigen um die Goldfelder zu erreichen. Der Berg war etwa 600 Meter hoch. Von Meereshoehe sah das ganz schoen hoch aus und der ausgetrampelte Weg war zum Teil so steil, dass man sich von Baum zu Baum nach oben hangeln musste. Und wie es auf den Philippinen üblich ist, wurde der Berg in der "Diretissima" angegangen. 

Oben angekommen tranken wir erstmal Softdrinks, die man dort kaufen konnte und das gab auch den ersten Lacher und unsere philippinischen Begleiter amuesierten sich darueber fuer den Rest des Tages, denn das 8 Unzen Pespi kostete 7 Pesos (normalerweise 2 Pesos) und Chris sagte als ihm der Preis genannt wurde: What? Eight ounce seven Pepsi?

Zwischenzeitlich hatten die maennlichen Filipinos in unserer Gruppe junge Baueme geschlagen um eine "Huette" mitten im Wald zu bauen. Die Reissaecke wurden dann aufgeschlitzt, duenne Staemme durchgeschoben und - voila - hatte man eine "Art" Feldbett.

Danach gab es ein "tolles" Abendessen....Sardinen mit Reis.

Anschliessend tranken wir noch Rum mit Cola, einige Nachbarn kamen dazu und so wurde es vor dem schlafengehen noch ein lustiger Abend.

Leider sind die meisten meiner alten Fotos verloren gegangen, da sie in einem Karton bei meiner Schwiegermutter waren und deren Haus wurde im November 1990 von Taifun Ruping zerstoert. Meine Frau hatte nach dem Taifun einige wenige Fotos von Verwandten zurueck geholt, aber die waren in einem dementsprechenden Zustand.

Am Ende der Geschichte werde ich dann die alten Fotos einstellen, muss Sie erst suchen, wo auf meinem Backup sie sind.
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RE: Minigeschichten von den Philippinen - von Kaithoma - 11-06-2025, 07:42

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